Am 26. November wurde in der RKH Rechbergklinik Bretten ein „Room of Horrors“ durchgeführt, nachdem in Bruchsal bereits erste Erfolge damit erzielt werden konnten. Die neue Direktorin für Pflege- und Prozessmanagement, Lisa Müller, hatte in ihrer bisherigen beruflichen Laufbahn durchweg positive Erfahrungen mit dieser interaktiven Lernform gemacht, sodass das Konzept auch in den RKH Kliniken des Landkreises Karlsruhe etabliert werden soll.
Ein Room of Horrors ist ein interaktiver Trainingsraum, in dem Mitarbeitende im Krankenhaus anhand einer simulierten Patientensituation für das Thema Sicherheit sensibilisiert werden. Die organisierenden Projektverantwortlichen verstecken dafür in einem vorbereiteten Patientenzimmer alltagsnahe Fehler und Gefahren für Patienten. Teilnehmende aus allen Berufsgruppen versuchen dann - einzeln oder in Gruppen - die versteckten Fehler und Risiken zu finden. So werden Mitarbeitende auf niederschwellige und praxisnahe Art für Patientensicherheit sensibilisiert, entwickeln ein Verständnis für den Gesamtkontext und lernen im Besten Fall von und mit Gruppenmitgliedern.
Um Gefährdungen im Alltag abwenden zu können, sind einerseits Wissen über Patientensicherheitsgefahren und andererseits ein hohes Situationsbewusstsein erforderlich. Dazu gehört auch, die Rollen im interdisziplinären Team zu kennen und sich gegenseitig zu unterstützen. Im Gegensatz zu theoretischen Schulungen machen diese konkreten und erlebbaren Situationen Gefährdungen im klinischen Alltag greifbar. Der Room of Horrors ist somit ein innovativer, niederschwelliger und kostengünstiger Ansatz zur Verbesserung des Situationsbewusstseins und schärft den „Rundum-Blick“.
Um eine möglichst große Zielgruppe zu erreichen, wurde am 26. November ein Patientenzimmer auf Station präpariert. Somit gab es die Möglichkeit, zwischen einem chirurgischen und einem internistischen Fall zu wählen. Die Teilnehmenden durften entweder alleine auf Fehlersuche gehen oder zusammen im Team. In einer vorgegebenen Zeit von 20 Minuten sollten alle aufgefallenen Fehler und Gefahren dokumentiert werden. Bei einer anschließenden Besprechung der Lösungen mit den Projektverantwortlichen gab es dann Zeit und Raum für Diskussion und Austausch. Zum Abschluss konnten die Teilnehmenden noch freiwillig einen Feedback-Bogen mit quantitativen Fragen zur Evaluation ausfüllen. Eine qualitative Frage am Ende des Bogens mit Freitext-Möglichkeit rundete die Befragung ab.
Insgesamt haben 30 Mitarbeitende den Weg in den Room of Horrors gefunden. Davon haben 27 einen Feedbackbogen ausgefüllt, was einer Rücklaufquote von 90% entspricht. Erwähnenswert ist zudem, dass der Room of Horrors bereits um 12 Uhr, aufgrund eines rasch fortschreitenden Infektionsgeschehen auf Station, frühzeitig beendet werden musste.
Über 70% aller Teilnehmenden waren Auszubildende zur Pflegefachperson. Knapp 19% aus der Berufsgruppe der examinierten Pflegefachpersonen. Die anderen Teilnehmenden setzten sich aus Verwaltungspersonal und sonstigen Berufsgruppen zusammen. Die meisten (85%) entschieden sich, innerhalb einer Gruppe auf Fehlersuche zu gehen. 96% aller Befragten gaben an, dass Sie vom gemeinsamen Austausch profitiert haben. 100% gaben an, dass sie die versteckten Gefahren relevant für den beruflichen Alltag fanden. Ebenfalls bei 100% aller Teilnehmenden konnte ein Lerneffekt erzielt werden. Eine Weiterempfehlung zur Teilnahme konnte mit 100% bejaht werden.
In der Zusammenhangsanalyse zeigte sich, dass es einen mittelstarken Zusammenhang zwischen der Berufsgruppe und dem erzielten Lerneffekt gab. Einen ebenfalls mittelstarken Zusammenhang konnte zwischen der Berufsgruppe und dem Schwierigkeitsgrad festgestellt werden. Nicht-medizinisches bzw. nicht-pflegerisches Personal empfanden die Aufgabenstellungen häufiger schwierig. Einen leichten Zusammenhang gab es auch zwischen der Suchart (alleine oder in der Gruppe) und dem Schwierigkeitsgrad. Personen, die in einer Gruppe gesucht haben, empfanden es häufiger einfach, als Personen, die alleine gesucht haben. Diese Erkenntnis zeigt umso mehr, wie wichtig Teamarbeit und die professionelle Zusammenarbeit im interdisziplinären Team ist, auch wenn statistisch nur ein leichter Zusammenhang erkennbar ist.
Bei der Auswertung der qualitativen Frage: „Was ist die wichtigste Erfahrung, die Sie aus dieser Übung mit in Ihren Berufsalltag nehmen?“ wurden Antworten genannt wie „Man erhält wieder ein Gespür für die alltäglichen, selbstverständlichen Dinge. Bitte regelmäßig durchführen!!! Alle 3 Monate“ oder „Lernen mit solchen Fällen fördert unsere Entwicklung – die Aktivität war sehr interessant“.
Die Ergebnisse sind ein voller Erfolg und auch eine Bestätigung dafür, dass die interaktive Lernweise durchaus profitabel und abwechslungsreich für den Alltag ist. Der Room of Horrors soll als fester Bestandteil im Rahmen des Tags der Patientensicherheit in Zukunft an beiden Standorten durchgeführt werden.