„Wie gohd's uns noh heud?“: Schwäbischkurs für Pflegekräfte

OKM Sprachkurs Schwäbisch

Jörg Pollinger (links) und die internationalen Pflegefachkräfte beim Schwäbisch-Sprachkurs in Markgröningen.

RKH Gesundheit baut mit Schwäbisch-Kurs für internationale Pflegefachkräfte Sprachbarrieren ab

Die RKH Gesundheit hat in der Orthopädischen Klinik Markgröningen ein neues Pilotprojekt auf die Beine gestellt: „Schwäbisch für Internationale Pflegefachkräfte“. Bei diesem „Schwäbisch-Kurs“ setzt die RKH Gesundheit auf kreative Methoden, um die Sprachbarriere, die sich aus dem schwäbischen Dialekt ergibt, abzubauen. Sie setzt dabei auf die Zusammenarbeit mit dem Theater Q-rage.

„Schwester, i han Schmerza em Fuß“, so nicht selten die Äußerung eines Patienten, der über Schmerzen im Bein klagt. Zieht die aus dem Ausland stammende Pflegefachkraft  dann seine Strümpfe aus, ist er sehr verwundert und zeigt auf sein Bein. Denn wo endet im Schwäbischen der Fuß und wo beginnt das Bein? Diese und ähnliche Missverständnisse tauchen immer wieder auf, wenn die schwäbische Mundart auf Menschen trifft, für die Hochdeutsch schon eine Herausforderung ist.

Internationale Pflegefachkräfte, die nach Deutschland kommen, erwerben in mehreren Kursen zwar allgemeine Deutschkenntnisse auf dem Niveau B2 und die Fachsprache „Deutsch für die Pflege“. Gelehrt wird natürlich Hochdeutsch, während Baden-Württemberg bekannt ist für seinen Werbeslogan „Wir können alles. Außer Hochdeutsch“. Schwäbisch ist für viele internationale Pflegekräfte wie eine zusätzliche Sprache. Immer wieder erleben sie durch die Eigenheiten des Dialekts Missverständnisse. Die RKH Gesundheit will diese Sprachbarriere mit neuen und kreativen Wegen überwinden.

„Ziel ist es nicht nur zu wissen, dass der Fuß im Schwabenland erst an der Hüfte endet, sondern auch einen zielführenden und selbstbewussten Umgang mit unsicheren Situationen in der Kommunikation am Bett zu erlernen“, so Anne Kathrin Müller, Referentin für Integration und Diversität in der RKH Gesundheit. In drei halbtägigen Workshops erarbeiten die Pflegefachkräfte aus aller Welt gemeinsam mit Jörg Pollinger, Theaterpädagoge und Mitglied der Theatergruppe Q-rage, und Neslihan Öztürk, Praxisanleiterin in der RKH Orthopädische Klinik Markgröningen, alltagsnahe Situationen, in denen der schwäbische Dialekt die Kommunikation mit Patientinnen und Patienten erschweren kann. „Theater bietet dafür einen sicheren Raum, in dem man eigene neue Wege und Verhaltensweisen für den Umgang mit unsicheren Situationen erproben kann“, so Pollinger.  

Auch Bernhard Klink, Direktor für Pflege- und Prozessmanagement in der RKH Orthopädische Klinik Markgröningen, hat die Herausforderungen selbst erlebt, als er aus Nordrhein-Westfalen ins Schwabenland kam. „Ich habe dem Patienten erklärt, dass wir im Krankenhaus aus hygienischen Gründen keinen Teppich haben, dabei wollte er nur eine Decke von mir. Für unsere internationalen Pflegekräfte ist der schwäbische Dialekt zusätzlich zu Hochdeutsch und der Fachsprache eine weitere Herausforderung.“ Klink ist überzeugt, dass der theaterpädagogische Ansatz zum Erfolg führen wird.

Auch die internationalen Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer sind bereits nach dem ersten Workshop begeistert und merken eine Veränderung. „Das war echt toll, weil ich sehr viele neue Wörter gelernt habe, und ich weiß jetzt, dass ich keine Angst haben muss, wenn schwäbische Leute laut sprechen. Sie wollen nur helfen, dass ich sie verstehe“, so Litty George, die vor zehn Monaten aus Indien nach Markgröningen kam. Agnesa und Endrit Asllani, die aus dem Kosovo stammen und seit eineinhalb Jahren in der Markgröninger Klinik arbeiten, haben gemeinsam mit Jörg Pollinger Szenen zum Messen von Vitalzeichen und der morgendlichen Pflegeroutine nachgestellt. „Wir haben durch den Kurs neben neuen Erkenntnissen auch viel Spaß beim Ausprobieren und Lernen. Wir danken Jörg Pollinger und der RKH Orthopädische Klinik Markgröningen, dass wir die Möglichkeit haben, auf diese Weise Schwäbisch zu lernen. So können wir in unserer Arbeit produktiver sein und unsere Patientinnen und Patienten besser verstehen“, so das Fazit der beiden Pflegefachkräfte.  Das Pilotprojekt läuft noch bis Ende März 2025 und wird danach evaluiert.